Eloain Lovis Hübner: Selbstorganisationen | AuditivVokal Dresden | Olaf Katzer
Live-Mitschnitt der Uraufführung im Rahmen des Konzertes „Überall ist Glanz und Pracht“
12. Dezember 2023 | Dreikönigskirche Dresden
AuditivVokal Dresden
Olaf Katzer, Musikalische Leitung
Marlene Walter, Sopran
Katharina Salden, Sopran
Marie Bieber, Alt
Stefan Kunath, Altus
Kyle Fearon-Wilson, Tenor
Markus Klose, Tenor
Nikolai Füchte, Bass
Cornelius Uhle, Bass
Ein Musikvideo von AVANGA Filmproduktion
Werktexte:
oktober 1903
In Sachsen gibt es eine Stadt
’s wird Crimmitschau genannt
Da ist nun seit geraumer Zeit
ein schwerer Kampf entbrannt
Textilarbeiter kämpfen da
mit vieler Müh’ und Plag’
Hab’n’s a Idee? Wir leb’n
in Crimmitschau, hollodria
Wie diese Stadt
es jetzt ka zweite hat
Da ist’s jetzt sehr interessant
’s ist schon bald nicht mehr schön
Denn nebst der Polizei kann man
jetzt viele Gendarmne seh’n
text: anonym (crimmitschau 1903/04)
11. mai 1945 – morgenrauschen – 12. Mai 1945
(original im dialekt | original in dialect)
Und wir drɔfm uns hier, et war schɵn Nachmittɔch m, äh, fümfzn Uɔr. Da sin dann hier hindɔr – ’s wɔr’n hærrlischɔr Dɔch – äh, ʉn hɔm ʉnsɔr Berɔdn hintnang Ende desch, äh, Schpɔtplatz gemacht.
Alsɔ fɵi ʉm ssiebm am zwɵlftm Mai drɔfm wua’ns hier, n denn, denn simmɔr! Wir nanndn ʉns zwɔr Andifaschischɔr Akschɵnsæusschʉss, aβɔr wa ɰʉsste schɔ diese aldn Vɔrwaldʉngs-, äh, -fungschɵn’n mʉssdn ja vɵn ʉns besetzt wærdn. Un deswegn stand alsɵ die Frɔɣe: Wer machd’n ærschdn Bürʑɔrmeista?
Kommandant hatsche ærschdemɔl ibbɔr das Geschɛh’n in Schwɔtzenbeɪk informier’n lassen. An dɔr Frɔch wɔr naddürlisch die, warʉm die S-, äh, Sowjerts nisch nɔch Schwɔtzenbeɪk kam’, warʉm Schwɔtzenbeɪk nich besetzt wird. Und ær, ær sɔcht ʉns, äh: »Isch – Befɛhɫ – bis Annabeɪk ʉnd nischt weitta!«
(hochdeutsch | standard german)
Und wir trafen uns hier, es war schon Nachmittag um, äh, fünfzehn Uhr. Wir sind dann hier hinter – es war ein herrlicher Tag – äh, und haben unsere Beratung hinten am Ende des, äh, Sportplatzes gemacht.
Also früh um sieben am zwölften Mai trafen wir uns hier, und dann, dann sind wir! Wir nannten uns zwar Antifaschistischer Aktionsausschuss, aber man musste schon diese alten Verwaltung-, äh, -funktionen mussten ja von uns besetzt werden. Und deswegen stand also die Frage: Wer macht den ersten Bürgermeister?
Kommandant hat sich erst einmal über das Geschehen in Schwarzenberg informieren lassen. Eine der Fragen war natürlich die, warum die S-, äh, Sowjets nicht nach Schwarzenberg kamen, warum Schwarzenberg nicht besetzt wird. Und er, er sagt uns, äh: »Ich – Befehl – bis Annaberg und nicht weiter!«
auszüge aus dem dokumentarfilm »der krieg war aus uns niemand kam«. freie republik schwarzenberg und unbesetztes erzgebirge, https://www.youtube.com/watch?v=GQOE_srE1B0;
24. dezember
(original im dialekt | original in dialect)
Kummt, Bargbrüder, fahrn mer aus
kummt, is Blendenöl werd langsam alle,
zun Füllort hin, de Fahrtn naus,
alles singt mit frohem Schalle,
de Schicht ze End, zur Sonn gieht’s nauf,
fraat eich Leit, Glückauf, Glückauf.
De Schicht ze End, zur Sonn gieht’s nauf,
fraat eich Leit, Glückauf, Glückauf.
Doch nu werd ball Weihnacht sei,
ah de Mettnschicht tut uns net schindn,
viel tausend Lichter brenne fei,
haller Schein tut allen künden:
de Sonn steicht wieder an Himmel nauf,
fraat eich Leit, Glückauf, Glückauf.
De Sonn steigt wieder am Himmel nauf,
fraat eich Leit, Glückauf, Glückauf.
(hochdeutsch | standard german)
Kommt, Bergbrüder, fahren wir aus
kommt, das Lampenöl wird langsam alle
zum Füllort hin, die Ausfahrt hinaus,
alles singt mit frohem Schalle,
die Schicht zu Ende, zur Sonne geht’s hinauf,
freut euch, Leute, Glückauf, Glückauf.
die Schicht zu Ende, zur Sonne geht’s hinauf,
freut euch, Leute, Glückauf, Glückauf.
Doch nun wird bald Weihnachten sein,
auch die Mettenschicht tut uns nicht schinden,
viele tausend Lichter brennen schön,
heller Schein tut allen künden,
die Sonne steigt wieder am Himmel hinauf,
freut euch Leute, Glückauf, Glückauf.
Die Sonne steigt wieder am Himmel hinauf,
freut euch Leute, Glückauf, Glückauf.
text: werner kempf